Wohlan! Wir sind erfreut, Euch zu sehen und darüber, Euch zu den Hecken zu führen und an ihnen vorbei. Was uns zu den Hecken geführt hat und zu dem, was Ihr heute in ihnen finden werdet, ist das Ergebnis einer vielgestaltigen Arbeit des Ausheckens und von Versuchen, die Frage zu klären, was ein Heckentheater wohl sein kann.
So sind wir gewesen: in der Residenzstadt der Welfen Hannover – dort in den Gärten. Wir sprachen mit den Meistern über Blick, Perspektive und Mathematik. In Hamburg spazierten wir an der Seite von Alexander, der uns die Augen für seine wundersame photographische Technik öffnete, Fläche und Tiefe im Schatten einer Hecke zu verheiraten. Wir überquerten Wege, Schneisen und Bäche, Knicks, Gebücke und Böschung, lancierten Hecken und Zäune. Wir lasen Moose und Steine auf, lauschten versponnenen Geschichten, folgten verschlungenen Pfaden zu geheimen Stellen im Wald, nahe Tunnels und Brunnen, sahen Äste und Stämme, mit Zäunen verwachsene Hecken, verwildernde und verwaldete Hecken und solche, die sich selbst überlebten und Wald wurden.
Wir waren in Parks und Höfen, in Hinter- und Englischen Landschaftsgärten und sahen die Gärtnerin von Versailles. Verholten uns in Wald und Flur, in Landschaftsschutzgebiete, an Waldränder, in Schlehenbüsche, unter Hecken, in die Hecken und haben uns darüber hinaus in Bücher vertieft: Digging in the Past, Hedgerow, a natural History of the Hedgerow and ditches, dykes and dry stone walls – bei Kultur und Gespenstern waren wir auch, haben Lieder geschrieben, Fugen getextet nach Art einer Heckenreihe, uns erinnert an Kindertage seligen Angedenkens, haben Heckenfrüchte zu Marmelade gekocht, Bärlauch geerntet und Bäumchen gebogen, sie geflochten und uns mit Zweigen gekämmt und dabei gedacht an Analogien von Haaren und Hecken. Haben ihre Stimme in unsere gemischt und dies wieder zurück ins Gestrüpp getragen. Wir haben uns den Heilkräften der Hecke gewidmet, dem Hexenhammer und Hildegard und uns danach gefragt: Aus welchem Strauch war Christi Dornenkrone gemacht?
Die Hecke erlaubt und verzeiht auch ebensoviel, aber nicht alles.
Früher waren in jeder Hecke Verstecke – Hochsitz und Nische, Nest und Mulde.
Im Hier Aufwachsen wuchs auch die Hecke, nicht nur der Höhe nach, sondern auch in mir als erhaltenswert. Seh ich heut etwas, lass ich es stehn.
Aus ausgelesenen Steinen werden Riegel geschichtet und Hermann Benjes erfand die Hecke als Aufwurf von Gestrüpp. Es kommen Vögel, Hase, Reh und suchen Unterschlupf – Den Rest macht die Biene mit Fremdpollen. Doch gegen maschinell geschaffene Großflächen sind Kleintiere machtlos. In einer der Hecken stecken dreißig Schnecken. Unter Steinen zu schauen bedeutet: man findet diese Schnecke, jene Schnecke. Aber Schnecke ist nicht gleich Schnecke. Ich arbeite hier Im Detail. Man muss eigentlich die Spinne hinzunehmen – Was halt gerade in ist.
Darf ich fragen, was machen Sie da? Nun, wenn der Ort gefunden, an dem ein Versteck werden soll, koche ich Moos und stelle Waffen her in der Sicherheit der dornigen Hecke, aber man spürt, man ist einfach zu groß für die Stelle, an die man will. Komm, gehen wir zu Meyers Unterstand.
Unbewusstes kann nicht durch später erworbenes Wissen eingeholt werden. Zugänglich ist die Hecke nicht allein kognitiv. Man muss sich die Hecke als Kind erspielen, weil man sich die Hand an der Hecke verletzt. Ich muss etwas kennen, um es zu erkennen.